A45-Talbrücke Eisern erfolgreich gesprengt
Ein langer Fanfarenton, dann zwei kurze. Fünf Minuten später kippte der Betonkoloss zur Seite weg und fiel auf das vorbereitete Fallbett. Der merklichen Anspannung folgte nun die Erleichterung. Sprengmeister Michael Schneider und sein Team klatschten zufrieden in die Hände. Alles lief wie gewünscht bei der Sprengung des zweiten Teilbauwerks der Talbrücke Eisern an der A45 bei Siegen. „Es lief alles so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Die Brücke kippte ganz sauber in ihre vorbestimmte Richtung und liegt jetzt da, wo sie liegen sollte“, fasste Schneider den Fall der 327 Meter langen Talbrücke zusammen.
Schon sehr früh am Morgen war das Lampenfieber beim Sprengteam und allen Mitarbeitern der Autobahn Westfalen deutlich spürbar gewesen. Minutiös wurde dieser Tag geplant – seit rund zwei Monaten liefen die Vorbereitungen. Nichts wurde dem Zufall überlassen: Bereits zwei Stunden vor der eigentlichen Sprengung bezogen um 9 Uhr die 44 Absperrposten ihre Positionen. Um sicherzugehen, dass sich niemand mehr in der Sperrzone befand, ließ Michael Schneider den Absperrbereich gegen 9.30 Uhr noch einmal mit Hundetrupps absuchen. „Die Sicherheit hatte oberste Priorität“, schwor Schneider alle Beteiligten auf diesen besonderen Tag ein. Zeitgleich wurde die A45 in beide Fahrtrichtungen voll gesperrt.
Dann wurde es doch kurz hektisch. Aufgrund von heftigem Nasenbluten musste der Sprengmeister kurz pausieren. Jetzt zahlte sich die perfekte Planung aus. Sein Stellvertreter sprang ein und übernahm das Kommando. Um 10.30 Uhr gab es Entwarnung: Schneider konnte weitermachen. Alles lief weiter wie geplant. Um Punkt 11 Uhr schallte es dann durchs Tal: „Drei, zwei, eins – Zündung“ – und ein paar Sekunden später kippte das Teilbauwerk zur Seite weg.
Wichtige Schritte für den Neubau
In den folgenden Stunden begutachteten nun die Bauwerksprüfer und Statiker das bereits neu gebaute Teilbauwerk in Fahrtrichtung Dortmund und stellten sicher, dass es während der Sprengung keinen Schaden genommen hatte. Erschütterungsmessgeräte wurden ausgewertet und die Brücke bis ins Detail unter die Lupe genommen. Kurz nach 14 Uhr gab es die erwartete gute Nachricht: Alles war unkritisch, das neue Bauwerk hatte keinen Schaden genommen. Und so konnte die A45 um 14.30 Uhr wieder freigegeben werden.
„Die gelungene Sprengung ist ein wichtiger Meilenstein für den Ersatzneubau der Talbrücke Eisern. Nach den Aufräumarbeiten starten wir schnellstmöglich mit dem Neubau des zweiten Teilbauwerks. Der Brückenneubau hat bei der Autobahn Westfalen derzeit absolute Priorität und wir hoffen, dass Ende 2024 der Verkehr wieder uneingeschränkt über die drei A45-Talbrücken Rinsdorf, Rälsbach und Eisern fließen kann“, so die Direktorin der Autobahn Westfalen, Elfriede Sauerwein-Braksiek.
So geht es nun weiter
Ab morgen wird damit begonnen, die rund 14.500 Tonnen Abbruchmaterial abzufahren. Die Materialien werden getrennt und wieder verwertet. So wird beispielsweise der Beton zu Schotter verarbeitet und auf anderen Baustellen genutzt. Die Arbeiten unter der Brücke dauern bis Ende Mai. Danach wird die Obersdorfer Straße wieder für den Verkehr freigegeben und es starten die Vorbereitungen für den Neubau.
Quelle: autobahn.de
Fotos: Andreas Krüskemper