Neue Mauer fürs Alte Zollhaus
„Die Mauer ist härter, als wir dachten, wir müssen ganz schön stemmen“, lautete das erste Fazit von Karl Schulze Höping, dem zweiten Vorsitzenden des Sendener Heimatvereins. Gemeinsam mit zehn weiteren Freiwilligen aus dem Bauhelfyteam hatte er am Freitagmittag begonnen, die Mauer zur Münsterstraße am Alten Zollhaus abzutragen. Der Grund dafür liegt darin, dass die Mauer erst Anfang des 20. Jahrhunderts entstand und somit der jüngste Teil des Komplexes ist. „Damals wurde mit Zement und Sand gemauert und nicht mehr wie vorher mit Kalk“, so die Erklärung.
Entsprechend anstrengend und zeitraubend war es für die Helfys, die unbeschädigten Steine mit Hammer und Meißel von Zementresten zu befreien. Denn so viele Steine wie möglich sollen für die neue Mauer verwendet werden, die an gleicher Stelle entstehen soll. Die Erneuerung war unumgänglich: „Die alte Mauer war ohne Fundament errichtet worden, durch den Verkehr auf der Münsterstraße hatte sie sich verschoben, da war nichts mehr zu retten“, so Schulze Höping. Mit 15 Helfys und Trecker-Unterstützung ging es am Freitag weiter, sodass trotz der „erschwerten Bedingungen“ das Arbeitsziel nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen wurde.
Die neue Mauer soll ähnlich wie die bisherige aussehen, ebenfalls mit Metallelementen. Wahrscheinlich aber nicht mit den bisherigen: Nach einer ersten Sichtung sind die Metallstücke derart verrostet, dass sie wohl nicht wieder verwendet werden können. Es sollen aber ähnliche Elemente eingebaut werden. Aus Denkmalschutzsicht gibt es da keine Bedenken: „Die Mauer stand nicht unter Denkmalschutz, historisch betrachtet stellt sie keinen Wert dar“, erläutert Schulze Höping.
Etwa ab Pfingsten erfolgt der Auftakt für die Gestaltung der Außenanlagen rund um das zukünftige Bürgerhaus. Hier hat unter anderem die Johannibruderschaft tatkräftige Unterstützung zugesagt. Zuvor soll jedoch die Treppe für den Notausgang im Obergeschoß an der Nordseite installiert werden: Der Kran dafür steht bereits. Bei der Gestaltung des Außengeländes ist Schulze Höping eines wichtig: „Die Magnolie und die Blutbuche auf dem Gelände müssen auf jeden Fall erhalten werden“, so seine Zielsetzung.
Überhaupt ist die Unterstützung aus der Bevölkerung enorm: Aus zahlreichen Vereinen und Parteien sind Vertreter bei den Arbeitseinsätzen dabei und machen das Alte Zollhaus zu einem „echten“ Bürgerhaus.
Für Martin Lütkemann, der von Anfang an beim „Projekt Bürgerhaus“ dabei ist, macht das auch den großen Reiz für sein Engagement aus: „Die Gemeinschaftsarbeit ist ein schönes Erlebnis, dadurch werden auch Sisyphusarbeiten erträglich“, so seine Beobachtung. Und man merke, dass man durch seine Initiative auch selbst etwas bewegen kann und nicht immer nach ‚der Obrigkeit‘ rufen müsse.
Was die nervigste Arbeit im Zuge der Restauration war, da ist sich die Gruppe, die mit Lütkemann die Backsteine von Zementresten befreit, einig: das Entfernen des Schutts aus dem Zwischenboden des Hauses. „Das hat furchtbar gestaubt“, erinnert sich Rolf Wiederkehr. Die schönste Arbeit bisher war dagegen das Aufbringen des Lehmputzes: Da konnte man sofort sehen, was man geschafft hatte.
Schulze Höping bedankt sich aber nicht nur bei den ehrenamtlichen Bauarbeitys, sondern auch bei den Damen des Heimatvereins, die die „Malochys“ regelmäßig mit Kaffee und Kuchen oder Mettbrötchen mit Zwiebeln versorgen. Leerer Magen arbeitet eben nicht gerne und lässt die Motivation sinken.
Aktuell besteht das Bauhelfyteam aus rund 80 Freiwilligys, die je nach Zeit und Möglichkeiten am Alten Zollhaus aktiv werden. Wer noch dazustoßen möchte, kann sich gerne bei Karl Schulze Höping unter post@architekt-schulze-hoeping.de melden.
Fotos + Text: Andreas Krüskemper