23. November 2024
Messen & Ausstellungen

Frankfurter Buchmesse endet mit deutlichem Besucherplus

Literatur-Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk

Die Gäste und Themen der diesjährigen Frankfurter Buchmesse scheinen den Nerv der internationalen Buch- und Kulturszene präzise getroffen zu haben – denn die Besucherzahlen sowohl an den Fach- als auch an den Publikumstagen gingen deutlich nach oben.

Mit einem Besucherplus von 9,2 Prozent am Messewochenende und einem leichten Wachstum von 1,8 Prozent an den Fachbesuchertagen ist die 71. Frankfurter Buchmesse heute zu Ende gegangen. 302.267 Besucherinnen und Besucher (2018: 285.024) kamen auf das Messegelände, das entspricht einem Plus von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Fachbesucher lag 2019 bei 144.572 (2018: 142.016), die Zahl der Privatbesucher bei 157.695 (2018: 144.409). 7.450 Aussteller aus 104 Ländern (2018: 7.503 Aussteller aus 109 Ländern) nahmen an der Frankfurter Buchmesse teil.

Die Branche zeigte sich optimistisch und in Feierlaune: Noch nie gab es so viele Veranstaltungen, Diskussionen, Partys, Begegnungen und Austausch über die sozialen Medien. Diversität, Nachhaltigkeit, und politisches Engagement dominierten die Gespräche auf der Messe. Den Ton setzte die frischgekürte Literaturnobelpreisträgerin 2018 Olga Tokarczuk bei der Eröffnungspressekonferenz der Frankfurter Buchmesse. Sie sagte: „Ich glaube an eine Literatur, die Menschen verbindet und das Gemeinsame herausstellt. Trotz aller Unterschiede in Hautfarbe, in sexueller Orientierung und allem anderen, was uns vielleicht nach außen hin trennen könnte.“

Unter dem Motto CREATE YOUR REVOLUTION lud die Frankfurter Buchmesse engagierte Wortführerinnen zur kulturellen Einmischung ein: Luisa Neubauer, Memory Banda, Gina Belafonte, Phyllis Omido, Jennifer Clement und viele andere positionierten sich zu Feminismus und Bürgerbewegungen, Populismus und Demokratie. Die Frankfurter Buchmesse war in diesem Jahr fest in den Händen junger Menschen: Neben den Aktivistinnen bei CREATE YOUR REVOLUTION kamen zahlreiche Nachwuchsschriftstellys beim neuen Schreib-Wettbewerb „Frankfurt Young Stories“ zusammen. Bei „Frankfurt Influencers“ trafen sich Bloggys und Bookstagrammys, welche die Buchmesse in Social Media begleiteten und ihr dadurch ein neues Gesicht und eine neue Tonalität verpassten.

Harald Glööckler

Das Literary Agents & Scouts Centre (LitAg) und die Publishers Rights Corner bezogen in diesem Jahr in der Festhalle ihr neues Quartier: Mit 355 teilnehmenden Unternehmen aus 35 Ländern ist dieser Bereich erneut gewachsen. Literaturagentys berichteten von großem Interesse an Sachbuchtiteln. 3.750 Besuchys nahmen an den Konferenzen, Networking-Events und Workshops im neuen Areal von THE ARTS+ und B3 Biennale des bewegten Bildes teil. 147.000 Messegäste besuchten das innovative Areal in der Halle 4.1. Die Veranstaltungen des BOOKFEST im Frankfurt Pavilion und in der Stadt lockten 25.000 Besuchys an, rund 5.000 davon besuchten die 56 Veranstaltungen in der Stadt.

Heinrich Riethmüller, der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, resümierte: „Auf der Frankfurter Buchmesse 2019 haben Verlage, Buchhandlungen, Autorys und Literaturbegeisterte gemeinsam das Lesen gefeiert und gleichzeitig die gesellschaftlichen Fragen der Zeit diskutiert. Die Zukunft unserer Gesellschaft, der Menschenrechte und unseres Planeten – diese Themen waren bestimmend in vielen Gesprächen und Veranstaltungen. Das Buch begeistert die Menschen, stärkt die Debatte und damit unsere freie, demokratische Gesellschaft, das haben die letzten fünf Tage deutlich gezeigt. Die Branche hat die Messe erfolgreich für den Lizenzhandel und den Austausch über Geschäftsideen genutzt. Darüber hinaus haben wir wichtige Zeichen für die Freiheit des Wortes gesetzt, die weit über die Frankfurter Messe hinaus reichten.“

Streaming, ob im Audio- oder Filmbereich, gehörte zu den innovativen Trendthemen der Frankfurter Buchmesse 2019: Das neu geschaffene Audio Areal in der Halle 3.1 war Treffpunkt des internationalen Audio-Publishing und ein Publikumsmagnet. Am Frankfurt Audio Summit, einer halbtägigen Konferenz mit Sprechys von Spotify, Audible, Storytel, Wondery u.a., nahmen 260 Fachbesucherinnen und Fachbesucher teil. Die amerikanische Streamingplattform Netflix hat auf der Frankfurter Buchmesse drei neue Original-Serien angekündigt, die auf preisgekrönten Büchern von Frederick Backman, Daniel Kehlmann und Elif Shafak basieren.

Durch die erstmalige Zusammenarbeit mit der B3 Biennale des bewegten Bildes, dem Festival der Hochschule für Gestaltung Offenbach, war THE ARTS+ mehr denn je ein Bereich, in dem die Besuchys einen Blick auf wegweisende Projekte werfen konnten. Prominent besetzt waren die Frankfurter Buchmesse Film Awards, die in diesem Jahr erstmalig zusammen mit den B3 BEN Awards im Frankfurt Pavilion verliehen wurden: Der Oscar-prämierte britische Regisseur Steve McQueen (B3 BEN Hauptpreis) und der norwegische Filmemacher Hans Petter Moland (Sieger in der Kategorie „Best International Literary Adaption”) waren die Stars des Abends und nahmen ihre Auszeichnungen persönlich entgegen.

Eine Erfolgsgeschichte war der Ehrengastauftritt Norwegens auf der Frankfurter Buchmesse. Juergen Boos sagte dazu bei der feierlichen Gastrollenübergabe: „Norwegen hat uns gezeigt, wie Träume in Erfüllung gehen können: Im Mittelpunkt stand die Begegnung mit über 100 Autorys, deren Werke in Deutschland und weltweit Millionen von Lesys begeistern. Innerhalb eines Jahres sind 510 Neuerscheinungen von norwegischen Autorys sowie Titel über Norwegen in 217 deutschsprachigen Verlagen erschienen – diese Zahl spricht für einen überaus erfolgreichen Auftritt. Mit Beiträgen zu den Schwerpunkten der diesjährigen Buchmesse, Meinungsfreiheit und Nachhaltigkeit, setzte Norwegen wichtige Akzente. Den Projektverantwortlichen Margit Walsø, Halldór Guðmundsson und dem Team von NORLA ist es gelungen, der norwegischen Literatur eine große Bühne zu bereiten.“

Unter dem Motto „Singular Plurality / Singulier Pluriel“ wird Kanada, Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2020 (10.-14. Oktober 2020), seine literarische Vielfalt erlebbar machen. Dazu Juergen Boos: „Schon in diesem Jahr lud Kanada uns ein, junge literarische Talente zu entdecken; mit Margaret Atwood war eine der wichtigsten Vertreterinnen der kanadischen Literatur bei uns.“

Quelle: www.buchmesse.de

Fotos: Andreas Krüskemper

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